Sichtkontrolle der Baumstatik,
Bestimmung von Schadenserregern,
Berücksichtigung der Pilz-Wirt Interaktion
Ein vollbelaubter, vitaler Baum muss nicht bruchsicher sein. Auf der anderen Seite stellt ein absterbender Baum nicht gleich eine Gefahr dar! Vitalität und Bruchsicherheit sind unterschiedliche Aspekte der Baumgesundheit! Um die Bruchsicherheit von Bäumen zu beurteilen, bedarf es eines umfangreichen botanischen und physikalischen Wissens, sowie einer ausreichenden Praxis in der Baumpflege. Über bestimmte äußere Anzeichen, z.B. an der Rinde, oder anhand der Formen der Baumteile und Art der Risse, lässt sich eine Belastungssituation des Baumes erschließen. Nicht jeder Riss oder jede Aushöhlung ist gefährlich! Bäume können sich durch entsprechendes Dickenwachstum an ihre mechanischen Belastungen anpassen. Sie wachsen vermehrt an Orten erhöhter Spannungen. (Das heisst aber nicht, dass überall die gleiche Spannung herrscht.)
Treten holzzerstörende Pilze auf, sollte die Pilzart bestimmt werden. Das Wissen um die Art der Holzzerstörung, sowie über die Interaktionen von Pilz und Baum, ermöglicht das Einschätzen der Sicherheit geschädigter Bäume. Kommt man damit nicht zu verwertbaren Aussagen, so müssen notfalls aufwendigere Methoden zur Feststellung der Restwandstärken herangezogen werden:
Man kann den Baum mit Hilfe von speziellen Messinstrumenten anbohren, um die Materialstärken zu ermitteln. Des weiteren kann man den Baum in Zugversuchen einer Belastungssituation aussetzen, um dann Dehnung und Neigung zu messen.
Bei den bohrenden Verfahren werden die vom Baum gebildeten Abgrenzungszonen verletzt, mit denen er die Fäule einzugrenzen versucht! Der Zugversuch hingegen ist recht aufwändig: Hier werden neben der Ermittlung der Dehnung bei einer bestimmten Zugkraft die auftretenden Windlasten und der Baum selbst wie ein Bauwerk ingenieursmäßig vermessen, um seine Bruchsicherheit und Standsicherheit zu berechnen. Die Kompliziertheit eines Baumes setzt diesem Verfahren allerdings auch die Grenzen!
Es geht darum, verantwortungsbewusst die Grenzen für den Erhalt eines Baumes auszuloten und nicht darum, einen Grund zum Fällen zu finden!