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Vorbemerkung und Zusammenfasung:

Die Arbeit zur „Baummorphologie“ habe ich zwischen 2001 und 2002 verfasst.

(Überarbeitet 2010 u. 2011)

Anlass dieser Arbeit war die kritische Auseinandersetzung mit dem Versuch Jochen A. Pfisterers, die Architekturmodelle von Oldeman und Halle für die Baumpflegepraxis zu erschließen. Er hat bekanntermaßen versucht, die Modelle für Baumschnittanleitungen nutzbar zu machen. Dabei hat er die Modelle weiter untergliedert. Über den gänzlich anderen Zugang zum Thema durch A. Roloff und erweitert dann durch Peter Gleissner, erschien mir schlussendlich der Ansatz und Anspruch Pfisterers als „Irrweg“. Denn in der Komplexität von Baumkronen drückt sich meiner Ansicht nach, ein schwer zu fassender individueller Lebensvollzug aus.

Mein eigener Erkenntnis- und Beherrschungswille über die Formenmannigfaltigkeit von Baumkronen haben mich zu einer Lösung der Fragen damals stark angetrieben. Dabei war auch mein Zweifeln an der Richtigkeit der Behauptungen der Autoren für sich schon Ansporn des Lernens. Das war alleingelassen recht risikoreich und anmaßend, insofern die Autoren ja nicht um ihre Autorität verlegen zu sein bräuchten, die sie gegenüber uns Praktikern vorab genießen können.

Zur damaligen Zeit (von ca. 1997 bis ca. 2004) standen die Artikel beider Autoren / Autorengruppen relativ unvermittelt in den Jahrbüchern der Baumpflege.

Als Laie meine ich erkannt zu haben, dass es eine sinnvolle Anwendung von Architekturmodellen juvenilen Baumwachstums für die Baumpflegepraxis an Altbäumen nicht geben kann. Es werden dabei, so meine ich, elementare Grundlagenfehler begangen:

Die Architekturmodelle wurden von Halle und Oldeman lediglich zum Zwecke einer Klassifikation der nahezu unüberschaubaren Tropenbaumflora erschaffen. Wenige einzelne morphologische Merkmale unterschiedlichster Art werden recht willkürlich differenziell in Klassen kombiniert.

Die Urheber dieses Systems (Halle und Oldeman) erwähnen in ihren Texten immer wieder, dass die Modelle nicht mit einem Baumhabitus zu verwechseln sind.

Peter Gleissner beschreibt mögliche - abgeleitete und wirkliche - beobachtete Metamorphosen der verketteten „Grundbausteine“ von Baumkronen verschiedener Alters- und Schädigungsgrade. Mit einer solchen Sichtweise wird der Umwelt beeinflusste und individuelle Kronenaufbau von Altbäumen verständlich. Zugegebenermaßen haben die Beobachtungen Gleissners auch ein ideelles Ordnungszentrum im Begriff des „morphologischen Typus“ gefunden.

Peter Gleissner grenzt unter Anderem bei seinen morphologischen Überlegungen die zeitliche Formkategorie der Organisation (Herstellung) der Organe von der räumlichen Formkategorie der (funktionalen) Konstruktion ab. Dieses Kriterium wird in der überspannten Anwendung der Modelle auf die Baumpflegepraxis immer missachtet. Weiterhin werden durch J. Pfisterer die Größenebenen des Beschriebenen nicht genug unterschieden.

Die Analogieschlüsse von einer Formkategorie oder Größenebene auf die Andere sagen aber nichts aus. Als Beispiel des Verdachtes einer unsauberen Schlussziehung wird die Ableitung eines polykormischen Stammens aus der sympodialen Sprossverkettung genannt. Hier missachtet Pfisterer sowohl die Größenebenen der Betrachtung, wie auch die Unterscheidung von zeitlicher Herstellung und (Umwelt-) räumlich zu begreifender Funktion der Organe.

Damit einhergehend geraten phänotypische und genotypische Sachverhalt manchmal durcheinander, mithin bleibt der Umwelteinfluss bei der Gastaltbildung eines Baumes weitestgehend unberücksichtigt. Auch sind „reiterierende“ Bäume ab der Maturitätsphase sehr individuellen und konkreten Umwelteinflüssen ausgesetzt, welche die Entwicklung der Baumkrone bestimmen.

Ich hatte ich den Verdacht, das mit den abstrakten „Baumbeschreibungen“ Pfisterers sein persönlicher Naturbeherrschungswille an der lebendigen und flexiblen Gastaltbildung von Bäumen scheitert;- zum nicht ganz unerheblichen Preis vieler desorientierter Praktiker.

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